Beim Thema „Haltung“ denken wir vielleicht zuerst an berühmte Persönlichkeiten, die uns mit ihrer Haltung beeindrucken, wie beispielsweise Mahatma Gandhi, der gewaltlosen Widerstand vorlebte, oder an Barack Obamas vielzitierten Satz „Yes, we can“, der eine Haltung der Würde und Ermächtigung ausdrückt.
Haltung ist die bewusst oder unbewusst verkörperte Einstellung, eine bestimmte Erlebensstruktur, die wir mit uns selbst, mit anderen Menschen oder Situationen verbinden.
Jeder von uns nimmt immer wieder sich verändernde innere Haltungen ein, je nachdem, wer uns – und wie – begegnet, was wir gerade erleben und ob uns etwas herausfordert. In Abhängigkeit zu unserer inneren Haltung verändert sich unser Fühlen und Denken, unsere Körperhaltung und unser Tonfall etc. Zum Beispiel ob wir eher offen und wertschätzend auf jemanden zugehen oder ob wir verschlossen sind, ob wir uns etwas zutrauen oder ob wir die Haltung „daraus kann ja eh nichts werden“ wählen.
Wir können damit beeinflussen, wie wir uns in einer bestimmten Situation verhalten oder wie wir einem anderen Menschen begegnen wollen – und verändern dadurch auch unsere Wahrnehmung der Person oder der Situation. Unsere innere Haltung entscheidet darüber, wie wir eine Situation erleben – oder anders gesagt: Haltungen erzeugen Wirklichkeit. Wir werden mehr Beweise dafür sammeln, die unsere Haltung bestätigen, und auch unser Umfeld wird uns anders wahrnehmen.
Haltungen wirken nach außen und erzeugen Resonanz
Vor allem im Verhältnis zu anderen Menschen erzeugen Haltungen Resonanz und erschaffen einen Beziehungsraum. Unser Umfeld bemerkt – nicht immer bewusst – ob wir ihnen gegenüber eine bestimmte Haltung einnehmen (z.B. freundlich, neugierig, unterstützend), und welche Haltung wir uns selbst gegenüber haben (verständnisvoll, annehmend oder ablehnend). Sowohl erscheinen uns Menschen dadurch anders, wir nehmen sie wie durch einen Filter anders wahr, als auch andere Menschen anders auf uns reagieren.
Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass wir, wenn wir uns unserer Haltung bewusst sind, die Möglichkeit haben, auf die Situation einzuwirken. Wir könnten uns fragen, mit welcher Haltung wir in bestimmten Momenten reagieren – und können dies zunächst einmal anerkennen: Möglicherweise gehen wir immer in eine bestimmte Haltung, wenn wir auf eine Person aus unserem Umfeld treffen oder nehmen die gleiche Haltung ein, wenn wir vor einer beruflichen Herausforderung oder Veränderung stehen.
Die Haltung wird sich dann ganz von allein einstellen – oft ist sie ein Ergebnis aus früheren Entscheidungen, Vorannahmen und Erfahrungen. Wir können uns aber ebenso bewusst fragen, mit welcher Haltung wir in eine bestimmte Situation gehen möchten. Welche Haltung möchten wir selbst in uns tragen, wie möchten wir der Welt begegnen? Und welche Erfahrung möchten wir mit anderen (in einer konkreten Situation) machen? Wir können diese Fragen gezielt für uns beantworten, kurz bevor wir jemanden treffen oder mit etwas beginnen.
Fragen, um die eigene Haltung bewusst zu machen
Weitere Fragen, die uns unsere bisherige Haltung bewusst machen können, sind:
- Was denke ich über jemanden (über eine Situation oder Herausforderung)?
- Wie schätze ich die Situation ein?
- Mit welchem Gefühl gehe ich in eine Situation?
- Was sind meine Erwartungen (an mich selbst, an den anderen)?
- Welches Ergebnis erwarte ich, für das ich (wiederholt) Beweise gesammelt habe?
Die Haltung, für die wir uns entscheiden, unterstützt uns in der Situation; vielleicht gibt es aber auch eine neue Haltung, die wir ausprobieren wollen, um eine Veränderung zu erleben. Vielleicht möchten wir neugieriger, freier oder abenteuerlustiger sein – oder eine Haltung einnehmen, die mehr unseren Werten entspricht.
Ich wünsche allen viel Freude und gute Erfahrungen dabei, Haltungen zu entwickeln, die ihnen selbst entsprechen und die sie wertvoll finden!