wilde seele

Coaching & Körperarbeit
Die Vorstellung, Körper und Psyche seien voneinander getrennte Aspekte des Menschen, ist längst überholt.
Wieso die Verbindung zwischen Coaching und Körperarbeit? Was hat es für einen Wert, körperliche Aspekte in den Coachingprozess einzubeziehen? Aus meiner Sicht ist es gar nicht anders möglich, als die körperliche Ebene im Coaching mit einzubeziehen, da der Körper sowieso die ganze Zeit „mitspielt“ und sich durch Körperhaltung, Gestik, Mimik, Stimme und vielfältige körperliche Empfindungen mitteilt.
Bei dem einen sind es Herzklopfen und schweißnasse Hände, wenn er vor einer großen Gruppe sprechen muss, ein anderer berichtet davon, dass in bestimmten Situationen, in denen er sich blockiert fühlt, ein Gewicht wie ein Stein auf seiner Brust liegt, wieder ein anderer fühlt seine Emotionen wie ein freudiges Kribbeln in sich aufsteigen. Jedes Gefühl und jede Erfahrung, die wir machen, zeigt sich auf der körperlichen Ebene – ob es uns bewusst ist oder nicht.
Die Empfindungen des Körpers wollen unsere Aufmerksamkeit und zeigen uns fast immer, was für uns gerade wichtig ist. Wenn wir in gutem Kontakt mit uns selbst sind und unserem Körper gut zuhören, können wir die darin enthaltenen Infomationen nutzen, um mit unseren Themen besser klarzukommen, herauszufinden, was uns gerade belastet und was wir brauchen, damit es uns körperlich und seelisch besser geht. Wenn wir anerkennen, dass Körper und Seele eine Einheit bilden, können wir unsere körperlichen Ressourcen ebenso für die Lösung von Problemen und persönliche Weiterentwicklung einsetzen.
Wie integriere ich Körperarbeit ins Coaching?
Auf einfache Weise kommt das Thema bereits durch die (Körper-)Haltung des Coaches ins Spiel. Ich gehe ins Coaching bewusst mit einer Körperhaltung, die offen und präsent, ruhig und klar ist. Ich nehme aufmerksam wahr, welche körperlichen Reaktionen meine Klienten zeigen. Bei manchen Themen, die im Coaching aufkommen, kann es sein, dass körperliche Aspekte unterstützend wirken, z.B. wenn das Ziel im Coaching mehr Klarheit und Balance ist, wenn Sie gute Entscheidungen treffen oder mit Stresssituationen besser umgehen lernen möchten.
Möglich sind dann einfache Übungen mit den Klienten: die Fokussierung auf den Atem, Lenkung der Aufmerksamkeit auf bestimmte Bereiche des Körpers, die Wahrnehmung von Emotionen im Körper, Übungen, die den Kontakt mit dem Boden verstärken, Übungen, die die verschiedenen Körpersysteme ansprechen (Knochen und Muskeln, Organe, Flüssigkeiten, Nervensystem, Faszien…), Übungen zur besseren Zentrierung, die die eigene Körpermitte bewusst machen, sowie Übungen zur Entspannung des gesamten Körpers u.a.
Support precedes movement.
Durch das Zitat Support precedes movement (Unterstützung geht der Bewegung voraus) von Bonnie Bainbridge Cohen, der Begründerin des Body-Mind Centering,® lässt sich aus meiner Sicht sehr gut der Zusammenhang zwischen Körperarbeit und Coaching beschreiben: Wir brauchen die Unterstützung (des Bodens, unserer Füße, der Muskeln, der Faszien, unserer Mitte), um uns zu bewegen und Fortbewegung überhaupt zu erlernen. Ebenso unterstützt Coaching durch kognitive Methoden darin, die nächsten Schritte zu machen, für sich selbst zu gehen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Klar ist, dass Entwicklung immer auf beiden Ebenen stattfindet, was das Zusammenspiel von Coaching und Körperarbeit besonders wertvoll macht.

Albert Ellis | Rational-Emotive Verhaltenstherapie
Einer meiner ‚Helden‘ ist der US-amerikanische Psychologe Albert Ellis (1913-2007), der in den 1950er Jahren die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT) entwickelte. In seinem Modell geht Ellis davon aus, dass Schwierigkeiten und Leid in unserem Leben oft nicht durch äußere Umstände und Schicksalsschläge entstehen, sondern vielfach durch unsere eigenen Gedanken und Überzeugungen hervorgerufen werden.
Demnach sind es speziell die sogenannten Muss-Vorstellungen und die irrationalen Überzeugungen, mit denen wir uns das Leben selbst schwer machen: „Ich muss Karriere machen!“, „Ich muss unbedingt von bestimmten Menschen in meinem Leben geliebt werden!“, „Die Dinge müssen so sein, wie ich es will! Schwierigkeiten dürfen nicht vorkommen.“ Indem wir oft unbewusst an diesen Vorstellungen festhalten, quälen wir uns selbst und sind enttäuscht, wenn wir sie nicht erreichen.
Stellen Sie sich beispielsweise zwei unterschiedliche Reaktionen auf die gleiche Situation vor:
- Sie bewerben sich um eine höhere Position und sagen sich selbst: „Ich muss diese Stelle unbedingt bekommen, sonst werde ich nie mehr Karriere machen.“
- oder Sie sagen sich selbst: „Es wäre schön, wenn ich die Beförderung bekomme. Wenn nicht, bin ich sicherlich enttäuscht. Aber dann schaffe ich mir eine neue Möglichkeit, um beruflich aufzusteigen.“
Mit welcher der beiden Überzeugungen werden Sie die Bewerbung gelassener antreten?
Ein erster Schritt ist, sich diese Überzeugungen überhaupt erstmal bewusst zu machen. Sie erkennen unförderliche Überzeugungen daran, dass sie eine absolutistische (muss-/soll-) Forderung enthalten, die bei Nicht-Erfüllung in ihrer Vorstellung entsetzliche, schreckliche Konsequenzen haben werden. Sie bewirken zudem, dass Sie sich angespannt und ängstlich fühlen.
Eine Möglichkeit, darauf zu reagieren ist, die irrationalen Überzeugungen zu hinterfragen und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Sie können Ihre Einstellung zu einem bestimmten Ereignis (z.B. Jobsituation, Prüfung, Beziehung zu einer anderen Person) verändern, indem sie die Muss-Vorstellung in einen Standpunkt des Wollens oder Wünschens umwandeln – und damit ein rationales Denken entwicklen.
Beispielsweise: „Ich wünsche mir sehr, etwas Bestimmtes zu bekommen oder zu erreichen.“ oder „Ich würde mir sehr wünschen, dass eine bestimmte Person meine Gefühle erwidert. Aber ich kann auch glücklich werden, wenn das nicht der Fall ist.“
Ellis betont in der REVT die Grundhaltung der bedingungslosen Akzeptanz der eigenen Person und anderer Menschen. Es erinnert daran, sich selbst (das eigene Wesen) immer zu akzeptieren und zu respektieren, unabhängig von der eigenen Leistung oder der Zustimmung anderer Menschen – ebenso wie an das Bemühen, das Sein Anderer zu akzeptieren, auch wenn uns deren Eigenschaften und Verhaltensweisen nicht immer gefallen.
Die REVT ist eine großartige Methode, um mehr Gelassenheit und Widerstandsfähigkeit zu entwickeln – gleichzeitig erfordert es Übung, die eigene Haltung und Sichtweisen zu verändern. Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse und Entdeckungen!
Literatur:
- Albert Ellis, Training der Gefühle. Wie Sie sich hartnäckig weigern, unglücklich zu sein, München 2015.
- Albert Ellis, Debbie Joffe Ellis, Rational-Emotive Verhaltenstherapie, München 2012.

Die eigene Kommunikation verbessern
Wer kennt nicht solche – oder vergleichbare – Situationen: Ein Kollege (Freund/in, Vorgesetzte/r, Partner/in etc.) bittet uns um einen Gefallen. Beispielsweise sollen wir ihm bei der Vorbereitung einer wichtigen Präsentation helfen, die er am nächsten Tag halten muss. Dafür müssten wir aber unseren Feierabend verschieben und auch sonst ist der Kollege dafür bekannt, dass er die Dinge gern erst kurz vor Schluss erledigt…
Ich bin Viele
Während wir noch überlegen, wie wir auf die Bitte unseres Kollegen reagieren sollen, melden sich unterschiedliche Stimmen in uns:
„Ich habe mich schon so auf den Feierabend gefreut, jetzt schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig zum Sportkurs.“
„Immer das Gleiche mit ihm; der will mich nur ausnutzen. Ich helfe ihm auf keinen Fall!“
„Klar helfe ich ihm! Es macht mir Spaß und gibt mir ein gutes Gefühl, anderen zu helfen.“„Die Präsentation morgen ist wichtig für unser Unternehmen; wenn er eine schlechte Präsentation hält, fällt das auf uns zurück.“
In Sekundenbruchteilen läuft dieser innere Dialog ab, der uns aber oft nicht bewusst wird. Seit einigen Jahren gehen Psychologen davon aus, dass unsere Seele aus verschiedenen Teilpersönlichkeiten besteht, die in einer solchen Situation für das Gewirr der Stimmen verantwortlich sind.
Jede der inneren Persönlichkeiten oder Anteile verfolgt ein eigenes Ziel und hat eigene Bedürfnisse – deshalb ist es nur verständlich, dass wir uns in manchen Situationen innerlich zerrissen und unfähig zu handeln fühlen. Nach außen hin führt es dazu, dass wir unserem Gegenüber keine klare Botschaft vermitteln können.
Wie geht man mit der inneren Pluralität um?
Ein erster Schritt, um den inneren Dialog und damit die Kommunikation nach außen zu verbessern, ist, sich die eigenen Teilpersönlichkeiten bewusst zu machen und die Stimmen zu identifizieren: Wie viele inneren Stimmen gibt es? Welche Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse vermitteln sie? Welche Ziele verfolgen die inneren Stimmen?
Jede Teilpersönlichkeit hat eine Botschaft, die je nach Situation lauter oder leiser wahrgenommen werden kann. Überlegen Sie mal, welche typischen Sätze tauchen auf – und wer könnte das sagen? Hilfreich ist, den inneren Anteilen, je nachdem wofür sie stehen, einen Namen zu geben: das schüchterne Ich, das selbstbewusste Ich, der gut für sich Sorgende, die Perfektionistin, der innere Antreiber, die Hilfsbereite, der Solidarische etc.
Im Idealfall erkennen wir die positive Absicht, die hinter allen unseren inneren Stimmen steckt, und freunden uns vielleicht sogar mehr mit einem Teil von uns an, den wir bisher eher abgelehnt haben.
Nehmen Sie sich doch etwas Zeit, um Ihre inneren Teilpersönlichkeiten herauszufinden und zu hören, was sie Ihnen sagen wollen. Oft erreichen Sie dadurch schon eine größere Klarheit und erkennen, was Sie nach außen kommunizieren möchten.
Literatur:
- Friedemann Schulz von Thun, „Miteinander reden: 3. Das „Innere Team“ und situationsgerechte Kommunikation“, Reinbek bei Hamburg 1998.

Sich wirkungsvolle Ziele setzen
Vielleicht kennen Sie das: Im Prinzip wissen Sie, welches Ziel Sie verwirklichen möchten, aber Ihr Ziel ist so groß formuliert, dass es unerreichbar zu sein scheint. Oder in Ihrer Vorstellung ist es wunderschön und traumhaft, die Realität ist dagegen diffus und die Schritte dorhin sind unklar.
Sie möchten zum Beispiel beruflich aufsteigen, machen dieses Ziel aber nach außen hin nicht genügend sichtbar; Sie möchten ein selbständiges Projekt verwirklichen, bleiben aber in der Planungsphase stecken; oder Sie möchten einen neuen Partner finden, aber die Suche erweist sich als schwieriger als gedacht.
Sich ein Ziel zu setzen schärft bereits Ihre Wahrnehmung und richtet sie auf das, was Sie erreichen möchten: Allein die Formulierung eines Ziels lenkt Ihre Sinne unbewusst auf die Möglichkeiten in Ihrer Umgebung, wie zum Beispiel auf berufliche Gesprächssituationen, die Sie weiterbringen, oder auf Menschen, die Sie vorher nicht wahrgenommen haben.
Damit Sie Ihr Ziel leichter erreichen, ist es wichtig, es möglichst genau zu formulieren – eine wirkungsvolle Methode bietet dafür das SMART-Modell:
S – Ihr Ziel sollte spezifisch sein und Sie sollten die Veränderung selbst bewirken können. Das bedeutet zum Beispiel statt: „Ich möchte mehr Sport machen.“ lieber: „Ab heute gehe ich zweimal pro Woche Laufen und steigere mein Pensum allmählich, bis ich eine halbe Stunde durchlaufen kann.“
M – Das Ziel sollte messbar sein, damit Sie überprüfen können, was Sie am Ende erreicht haben, also zum Beispiel statt: „Ich möchte ein Buch schreiben.“ besser: „Ab heute reserviere ich jeden Tag zwei Stunden zum Schreiben und verfasse mindestens eine halbe Seite.“
A – Das Ziel sollte für Sie selbst attraktiv sein. Wenn Sie sich zum Beispiel Ihrem Partner zuliebe auf eine höhere Position bewerben, obwohl Sie in Wirklichkeit in Ihrem aktuellen Job zufrieden sind und gar nicht wechseln möchten, wird das auch Ihre Erfolgsaussichten beeinflussen.
R – Ihr Ziel sollte realistisch und für Sie selbst erreichbar sein. Statt: „In vier Wochen habe ich das Projekt fertiggestellt.“ besser: „Bis zum 30.11.2016 habe ich die Grundlagen für das Projekt fertiggestellt.“ Dieser Punkt hängt eng mit dem nächsten zusammen.
T – Wichtig ist ebenfalls, Ihr Ziel zu terminieren, das heißt sich einen zeitlichen Rahmen dafür zu setzen. Zum Beispiel: „Bis zum 1.3.2016 habe ich mit meinem Vorgesetzten über eine Gehaltserhöhung gesprochen.“ oder „Bis zum 1.10.2016 habe ich meinen Stundensatz von 70 auf 90 Euro erhöht.“
Unterstützend wirkt zudem, für die Verwirklichung eines Ziels ein Commitment (engl. Engagement, Verpflichtung) einzugehen. Probieren Sie es aus: Verpflichten Sie sich vor sich selbst, eine bestimmte Zeit lang alles Notwendige für das Erreichen Ihres Ziels zu tun. Setzen Sie sich bewusst für die Dinge ein, die Ihnen wirklich wichtig sind.
Viel Erfolg beim Erreichen Ihrer persönlichen Ziele!

Den eigenen Ressourcen auf die Spur kommen
Erstaunlicherweise fällt es uns oft viel leichter zu sagen, was wir an uns selbst nicht schätzen, als unsere eigenen Stärken und Fähigkeiten zu benennen. Wir schätzen gering, was uns in Wirklichkeit auszeichnet: Denn jeder Mensch besitzt besondere Begabungen, Talente und Eigenschaften, die er in bestimmten Situationen bereits bewiesen hat.
Der eine bewahrt Gelassenheit bei beruflichen Herausforderungen, ein anderer besitzt großes Einfühlungsvermögen für die Menschen in seinem Umfeld, ein weiterer beweist Geduld und Ausdauer beim Erlernen einer neuen Sportart und wieder ein anderer zeigt Humor und Schlagfertigkeit, wenn er vor Publikum spricht.
Als Ressourcen werden alle Stärken, Fähigkeiten, nützlichen Erfahrungen sowie förderliche Einstellungen und Glaubenssätze bezeichnet, die uns Kraft geben und die zur Lösung eines Problems beitragen. Oft besitzen wir Ressourcen in Bereichen, die uns bestens vertraut sind und können uns einfach (noch) nicht vorstellen, diese Eigenschaften auch auf andere Problemsituationen zu beziehen und dort anzuwenden.
Erkenntnissen der positiven Psychologie zufolge steigert die Wahrnehmung und das bewusste Einsetzen der eigenen Ressourcen zudem die Lebenszufriedenheit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen – es hat also eindeutig Vorteile, die eigenen Ressourcen gut einschätzen zu können.
Wie kann ich meine persönlichen Ressoucen herausfinden?
Einige Möglichkeiten, wie Sie Ihren Ressourcen auf die Spur kommen können, sind:
- Blick in die Vergangenheit: Welche Schwierigkeiten haben Sie schon gemeistert und welche Erfolgserlebnisse hatten Sie? Welche Stärken haben Sie damals eingesetzt?
- Worauf sind Sie in Ihrem Leben besonders stolz und warum?
- Beobachten Sie sich selbst, welche Dinge Ihnen leicht fallen. Welche Ihrer Fähigkeiten zeigen sich dabei?
- Fragen Sie andere Menschen, die Sie gut kennen, nach Ihren Stärken und Fähigkeiten.
Werfen Sie mal mutig einen Blick darauf, was Sie schon haben und worin Sie gut sind, statt darauf, was scheinbar fehlt. Im Coaching kann es beispielweise sehr hilfreich sein, sich zuerst mit den eigenen Ressourcen zu beschäftigen und sie zu stärken, wenn Sie nach neuen Lösungsmöglichkeiten für ein Problem suchen.
Ich hoffe, Sie erhalten durch diese Anregungen ein Stück mehr Klarheit über Ihre Ressourcen.