Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann. (Jaques-Yves Cousteau)
Im Coaching erlebe ich es immer wieder, – übrigens auch bei mir selbst – dass wir davon überzeugt sind, ein bestimmtes Ziel nur dann zu erreichen, wenn wir möglichst viel tun und uns anstrengen. Früh erlernte Glaubenssätze („Streng dich an, dann schaffst du es“, „Ohne Fleiß, kein Preis“) unterstützen diese innere Haltung noch.
Dabei ist das Gegenteil der Fall: Wir sind häufig produktiver, wenn wir spielerisch und mit mehr Leichtigkeit an unsere Aufgaben herangehen. Spielen hilft uns, mit Schwierigkeiten besser fertig zu werden und ist ein wesentlicher Bestandteil des kreativen Prozesses. Und wenn wir wirklich Zufriedenheit in unserem Leben und in unserer Arbeit erreichen wollen, sind Spiel und Freude (und Entspannung) wichtige Voraussetzungen.
Lernforscher und Neurobiologen bestätigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Freude und Erfolg und spielerischer Betätigung gibt. Wir lernen nachweislich besser und finden leichter zu neuen Problemlösungen, wenn wir entspannt und mit Freude an eine Aufgabe herangehen.
Spielen bedeutet in erster Linie, Dinge einfach auszuprobieren. Im Spielen verfolgen wir keine Absicht, wir spielen um des Spielens willens, weil es uns Spaß macht und weil wir es wollen. Es geschieht vollkommen freiwillig und kann uns in einen Zustand des „Flows“ versetzen, bei dem wir uns selbst und alles um uns herum vergessen.
Was wird durch Spielen gefördert?
Spielen produziert neue Möglichkeiten – Im Spielen probieren Sie verschiedene Varianten aus und setzen sich über gedachte Grenzen hinweg. Sie gehen vielleicht neue Wege oder lassen sich von Ihrer Anziehung leiten, ohne an ein bestimmtes Ergebnis zu denken. Sie erweitern damit Ihren Handlungsspielraum.
Spielen fördert Innovation – Etwas Neues entsteht nicht, indem Sie gewohnte Muster und Verhaltensweisen reproduzieren, sondern indem Sie verschiedene Möglichkeiten durchspielen und neue Verbindungen knüpfen. Im Spielen unternehmen Sie immer neue Versuche und lassen unvorhergesehene Ergebnisse zu – dadurch wird kreative Weiterentwicklung möglich.
Zusammenhang zwischen Lernen und Spiel – Beim Spielen werden verschiedene Regionen des Gehirns gleichzeitig aktiviert und bilden neuronale Verknüpfungen. Das Gehirn stellt Beziehungen zwischen Inhalten her, lernt Neues dazu und entwickelt neue, kreative Ideen. Auch wenn Sie mit einem bestimmten Problem beschäftigt sind – die Inspiration stellt sich vermutlich nicht nach stundenlanger Anstrengung ein, sondern eher in einem zwanglosen, unerwarten Moment, wenn das Gehirn mal die eine, mal die andere Möglichkeit durchspielen konnte.
Was würde sich für Sie ändern, wenn Sie häufiger spielen würden? Welchen Einfluss hätte es auf Ihre Arbeit, Ihren Alltag? Würden Sie sich erlauben, etwas Neues auszuprobieren oder einer bestimmten Leidenschaft nachzugehen? Vielleicht einer kreativen Tätigkeit wie Tanzen, Singen oder Malen? Vielleicht haben Sie aber auch am meisten Spaß, wenn Sie Luftgitarre spielen oder beim Spazierengehen die Wolken beobachten.
Es geht weniger darum, Arbeit und Spiel gegeneinander abzuwägen, sondern eine gute Balance zwischen beiden herzustellen. Wichtig ist eine innere spielerische Haltung.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Spielen!
Literaturtipps:
- Gerald Hüther, Christoph Quarch, „Rettet das Spiel“, München 2016.
- Frank O. Donaldson, „Von Herzen spielen. Die Grundlagen des ursprünglichen Spiels“, Freiamt, 2004.