Einer meiner ‚Helden‘ ist der US-amerikanische Psychologe Albert Ellis (1913-2007), der in den 1950er Jahren die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT) entwickelte. In seinem Modell geht Ellis davon aus, dass Schwierigkeiten und Leid in unserem Leben oft nicht durch äußere Umstände und Schicksalsschläge entstehen, sondern vielfach durch unsere eigenen Gedanken und Überzeugungen hervorgerufen werden.
Demnach sind es speziell die sogenannten Muss-Vorstellungen und die irrationalen Überzeugungen, mit denen wir uns das Leben selbst schwer machen: „Ich muss Karriere machen!“, „Ich muss unbedingt von bestimmten Menschen in meinem Leben geliebt werden!“, „Die Dinge müssen so sein, wie ich es will! Schwierigkeiten dürfen nicht vorkommen.“ Indem wir oft unbewusst an diesen Vorstellungen festhalten, quälen wir uns selbst und sind enttäuscht, wenn wir sie nicht erreichen.
Stellen Sie sich beispielsweise zwei unterschiedliche Reaktionen auf die gleiche Situation vor:
- Sie bewerben sich um eine höhere Position und sagen sich selbst: „Ich muss diese Stelle unbedingt bekommen, sonst werde ich nie mehr Karriere machen.“
- oder Sie sagen sich selbst: „Es wäre schön, wenn ich die Beförderung bekomme. Wenn nicht, bin ich sicherlich enttäuscht. Aber dann schaffe ich mir eine neue Möglichkeit, um beruflich aufzusteigen.“
Mit welcher der beiden Überzeugungen werden Sie die Bewerbung gelassener antreten?
Ein erster Schritt ist, sich diese Überzeugungen überhaupt erstmal bewusst zu machen. Sie erkennen unförderliche Überzeugungen daran, dass sie eine absolutistische (muss-/soll-) Forderung enthalten, die bei Nicht-Erfüllung in ihrer Vorstellung entsetzliche, schreckliche Konsequenzen haben werden. Sie bewirken zudem, dass Sie sich angespannt und ängstlich fühlen.
Eine Möglichkeit, darauf zu reagieren ist, die irrationalen Überzeugungen zu hinterfragen und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Sie können Ihre Einstellung zu einem bestimmten Ereignis (z.B. Jobsituation, Prüfung, Beziehung zu einer anderen Person) verändern, indem sie die Muss-Vorstellung in einen Standpunkt des Wollens oder Wünschens umwandeln – und damit ein rationales Denken entwicklen.
Beispielsweise: „Ich wünsche mir sehr, etwas Bestimmtes zu bekommen oder zu erreichen.“ oder „Ich würde mir sehr wünschen, dass eine bestimmte Person meine Gefühle erwidert. Aber ich kann auch glücklich werden, wenn das nicht der Fall ist.“
Ellis betont in der REVT die Grundhaltung der bedingungslosen Akzeptanz der eigenen Person und anderer Menschen. Es erinnert daran, sich selbst (das eigene Wesen) immer zu akzeptieren und zu respektieren, unabhängig von der eigenen Leistung oder der Zustimmung anderer Menschen – ebenso wie an das Bemühen, das Sein Anderer zu akzeptieren, auch wenn uns deren Eigenschaften und Verhaltensweisen nicht immer gefallen.
Die REVT ist eine großartige Methode, um mehr Gelassenheit und Widerstandsfähigkeit zu entwickeln – gleichzeitig erfordert es Übung, die eigene Haltung und Sichtweisen zu verändern. Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse und Entdeckungen!
Literatur:
- Albert Ellis, Training der Gefühle. Wie Sie sich hartnäckig weigern, unglücklich zu sein, München 2015.
- Albert Ellis, Debbie Joffe Ellis, Rational-Emotive Verhaltenstherapie, München 2012.